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Die Pomodoro-Technik: Mehr Tomaten fürs Hirn?

Foto von
Artikelmotiv mit einem Tomatenwecker an einem Arbeitsplatz
Von
Harald Vogl
Lesezeit lt. Script

Die meisten von uns kennen das: Wir setzen uns an den Schreibtisch, der Laptop wartet, und in unserem Kopf wirbeln Gedanken wie „Ich muss noch die Wäsche machen“ oder „Was gibt's eigentlich heute zum Mittag?“. Konzentration? Fehlanzeige. Doch bevor du deinen inneren Schweinehund als verloren abstempelst und dich Netflix hingibst, lass uns über eine kleine, unscheinbare, aber mächtige Technik sprechen: die Pomodoro-Technik.

Was ist die Pomodoro-Technik und wieso heißt sie wie eine Tomate?

Zugegeben, Pomodoro klingt nach Pasta und Rotwein, aber in Wirklichkeit hat es wenig mit italienischer Küche zu tun – auch wenn die Namensgebung tatsächlich auf eine Küchenuhr in Tomatenform zurückgeht. Der Italiener Francesco Cirillo entwickelte in den späten 1980ern diese Methode, um seine Produktivität zu steigern. Und weil er in der Küche keine Sanduhr, sondern eine Tomaten-Uhr zur Hand hatte, nannte er die Technik einfach „Pomodoro“. So viel zur Namensherkunft.

Die Grundidee ist simpel: Du teilst deine Arbeit in überschaubare Blöcke ein – sogenannte "Pomodori" – und machst nach jedem Block eine kurze Pause. Klingt einfach? Ist es auch. Aber es steckt eine Menge Wissenschaft dahinter.

Wie funktioniert die Pomodoro-Technik?

  1. Stell deinen Timer auf 25 Minuten. Das ist der klassische Pomodoro. Keine E-Mails checken, kein Handy in der Hand – du bist jetzt für 25 Minuten voll und ganz in der Zone.
  2. Arbeite an deiner Aufgabe. Ohne Unterbrechung, mit vollem Fokus. Diese 25 Minuten gehören nur dir und der Aufgabe vor dir.
  3. Mach 5 Minuten Pause. Ja, du hast richtig gelesen. Jetzt kannst du kurz durchatmen, aufstehen, einen Kaffee holen oder ein bisschen scrollen (aber bitte nicht bis zum nächsten Katzenvideo!).
  4. Nach vier Pomodori folgt eine längere Pause. Jetzt hast du dir 15 bis 30 Minuten Pause verdient.

Dieser Rhythmus – Arbeit, Pause, Arbeit, längere Pause – hilft deinem Gehirn, fokussiert zu bleiben, ohne auszubrennen. Dein Hirn liebt es, kleine Erfolgserlebnisse zu sammeln, und mit jedem abgeschlossenen Pomodoro gibst du ihm genau das.

Warum funktioniert die Pomodoro-Technik so gut?

Die Pomodoro-Technik nutzt eine psychologische Eigenheit aus: Menschen können sich nur für eine begrenzte Zeit voll konzentrieren. Studien zeigen, dass nach etwa 20 bis 30 Minuten die Aufmerksamkeit zu schwinden beginnt. Pomodoro zielt genau auf dieses Konzentrationsfenster und verhindert, dass du in ein Produktivitätsloch fällst.

Das Konzept des „Dranbleibens“ (Commitment) ist ebenfalls wichtig. Es ist viel einfacher zu sagen: „Ich mache jetzt 25 Minuten voll konzentriert“ als „Ich arbeite jetzt den ganzen Tag durch“. Dein Gehirn ist clever genug, um Abkürzungen zu suchen – Pomodoro trickst es aus, indem es die großen Aufgaben in kleinere Häppchen zerlegt. Clever, oder?

Schematisch grafische Darstellung der Pomodoro Technik

Kritik an der Pomodoro-Technik: Hat die Tomate auch Schwächen?

Jetzt kommen wir zum kritischen Teil. Die Pomodoro-Technik funktioniert zwar gut, ist aber nicht für alle perfekt. Wenn du Aufgaben hast, die mehr Zeit und tiefes Nachdenken erfordern – nennen wir sie „Deep Work“ – kann der Timer mehr nerven als nützen. Du hast gerade einen genialen Gedanken, und pling, der Timer sagt: „Zeit für eine Pause“. Das kann dich aus dem Flow reißen.

Auch in Teams kann es schwierig sein. Stelle dir vor, du arbeitest fokussiert an deinem Pomodoro und plötzlich will der Kollege etwas von dir. „Sorry, bin im Pomodoro-Modus“ klingt vielleicht lustig, bringt aber nicht immer Pluspunkte im Büro.

Kostenlose Pomodoro-Tools für Mac, Windows, iOS, Android und Linux

Keine Lust, deine alte Küchenuhr in Tomatenform auszugraben? Kein Problem. Es gibt jede Menge kostenlose Pomodoro-Apps für alle Plattformen, die dir helfen, produktiv zu bleiben.

  1. Focus Booster (Mac, Windows, iOS) Diese App ist schlicht und effektiv. Du kannst deinen Fortschritt tracken, deine Pomodori visualisieren und bekommst eine einfache, übersichtliche Oberfläche. Perfekt für diejenigen, die kein Schnickschnack brauchen.
  2. Pomodone (Mac, Windows, Linux, iOS, Android) Pomodone lässt sich nahtlos in andere Tools wie Trello, Todoist, und sogar Asana integrieren. Es ist ideal für diejenigen, die ihre Aufgaben in solchen Apps organisieren und den Pomodoro-Ansatz darauf anwenden wollen.
  3. Be Focused (Mac, iOS) Für Apple-Nutzer ist diese App perfekt. Sie bietet nicht nur Timer, sondern auch eine einfache Möglichkeit, Aufgaben zu planen und Statistiken zu verfolgen.
  4. Tomato Timer (Web-basiert, plattformunabhängig) Für Minimalisten und Leute, die keine App installieren wollen: Einfach die Webseite öffnen und loslegen. Die Seite ist simpel und fokussiert auf das Wesentliche: den Timer.

Und was ist mit Notion oder Todoist?

Falls du dich fragst, ob es z. B. auch für Tools, wie Notion oder Todoist eine direkte Pomodoro-Integration gibt:

  • Notion: Du kannst dir eine einfache Vorlage oder ein Dashboard erstellen, um deine Pomodori zu tracken. Es gibt auch die Möglichkeit, Tools wie Pomodone oder andere Zeiterfassungs-Apps zu integrieren.
  • Todoist: Es gibt in Todoist die Möglichkeit, Integrationen zu nutzen, wie zum Beispiel die Verknüpfung mit Pomodone. So kannst du deine To-Do-Liste direkt mit einem Pomodoro-Timer kombinieren.

Tipps zur Anwendung der Pomodoro-Technik in der Praxis

  • Teste verschiedene Zeiten: Wenn du merkst, dass 25 Minuten nicht passen, kannst du den Timer auch auf 30 oder 40 Minuten stellen. Der Pomodoro-Gott wird dir nicht böse sein.
  • Verwende die Pausen clever: Nutze die kurzen Pausen, um aufzustehen, dich zu strecken oder frische Luft zu schnappen. Vermeide es, direkt ins Social-Media-Loch zu fallen, denn das kann die Konzentration nach der Pause erschweren.
  • Kombiniere die Technik mit anderen Methoden: Die Eisenhower-Matrix, die Getting-Things-Done-Methode oder einfach die gute alte To-do-Liste – all das lässt sich gut mit der Pomodoro-Technik kombinieren.

Wissenschaftliche Studien zur Pomodoro-Technik

Obwohl die Pomodoro-Technik beliebt ist, gibt es bisher nur wenige umfassende wissenschaftliche Studien, die ihre Wirksamkeit direkt untersucht haben. Aber hier sind einige Forschungsergebnisse, die ähnliche Konzepte bestätigen:

  1. "The Role of Intermittent Breaks in Sustaining Performance" – Diese Studie untersucht die Wichtigkeit von Pausen bei der Arbeit und bestätigt, dass regelmäßige kurze Pausen die Leistung steigern können.
  2. "Attention Restoration Theory" – Diese Theorie zeigt, wie kurze Pausen helfen, die kognitiven Ressourcen zu regenerieren und die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.
  3. "Time Management Practices and Student Performance" – Diese Studie zeigt, dass Zeitmanagement-Techniken, wie sie in der Pomodoro-Methode angewendet werden, zu besseren Leistungen führen können.

Checkliste: Die Pomodoro-Technik auf einen Blick

  • Timer auf 25 Minuten stellen und konzentriert arbeiten
  • Nach jedem Pomodoro 5 Minuten Pause machen
  • Nach vier Pomodori eine längere Pause (15-30 Minuten)
  • Aufgaben in kleine, machbare Blöcke aufteilen
  • Nutze Tools wie Focus Booster, Pomodone oder Toggl Track
  • Passe die Technik an deine persönlichen Bedürfnisse an

Eine Tomate, die dein Leben verändern kann?

Die Pomodoro-Technik ist mehr als nur ein niedlicher Name. Sie kann dir helfen, konzentrierter, produktiver und zufriedener zu arbeiten. Aber wie jede Methode ist auch sie kein Allheilmittel. Probiere es aus, passe sie an deine Bedürfnisse an – und wer weiß, vielleicht wirst du schon bald zum Pomodoro-Profi.

Bleib dran, auch wenn die Tomate mal runzlig wird!

Harald Vogl
Pupinko Gründer