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Lola Young – Die Kunst, Musik mit Seele und Schärfe zu durchdringen

Foto von
Artikelmotiv von einer Colaflasche unter Wasserflaschen, auf der Lola Young steht
Von
Harald Vogl
Lesezeit lt. Script

Heute öffne ich für euch mein musikalisches Herz und wage mich in die Tiefen eines Klangs, der mich seit einiger Zeit völlig in seinen Bann gezogen hat: Lola Young. Wer glaubt, dass ich – der  einige Jahrzehnte Gelegenheit hatte diverse Genres zu durchwandern – leicht zu beeindrucken bin, irrt gewaltig. Doch Lola hat etwas geschafft, was nur selten vorkommt: Sie hat mich nicht nur beeindruckt, sondern zutiefst bewegt. Was für eine Frau, was für eine Stimme, was für eine ungeschminkte Wucht an Emotionen!

Wenn ich von einer „ungeschminkten Wucht“ spreche, dann meine ich das wörtlich. Lolas Texte sind roh, manchmal schmerzhaft direkt, und treffen doch immer ins Schwarze. Sie sind der Ausdruck einer jungen Frau, die sich der Welt stellt, ohne sich zu verstecken. Ihre Musik ist kein seichter Pop für nebenbei, sondern vielmehr ein Seelenschrei, der unter die Haut geht. Manchmal wünschte ich, ich hätte Lola Young schon früher entdeckt, aber vielleicht ist das der Zauber: Sie ist eine Künstlerin, die dich dann findet, wenn du bereit bist, wirklich zuzuhören.

Eine Seele – Zwei Stimmen

Ich weiß, Vergleiche sind immer heikel, und doch drängt sich ein Name unweigerlich auf: Amy Winehouse. Beide Frauen sind auf ihre Art einzigartig, und doch teilen sie etwas. Es ist nicht nur die Fähigkeit, Emotionen in ihre Musik zu legen, sondern auch die Tatsache, dass sie das Unausgesprochene mit solcher Kraft ausdrücken können, dass man fast befürchtet, ihre Stimme könnte zerbrechen – und gleichzeitig hofft man, dass sie niemals aufhören.

Amy hatte diese rauchige Tiefe, eine Art musikalisches Raunen, das eine Welt von Schmerz und Sehnsucht transportierte. Lola Young hingegen hat eine klare, schneidende Präsenz, die dich unvermittelt packt. Sie schickt dich auf eine Reise, auf der du kaum weißt, ob du dich in den Abgründen ihrer Melancholie oder in der Klarheit ihrer Reflexionen verlierst. Ja, es mag vielleicht etwas gewagt sein, die beiden zu vergleichen, aber für mich steckt in beiden eine ähnliche Authentizität und Unverblümtheit, die man in der heutigen Musikszene nur selten findet.

Das Universum von Lola Young – Zwischen Bitterkeit und Hoffnung

Lola Youngs Songs erzählen Geschichten, ihre Geschichten, die ihr das Leben schrieb. Es sind keine Märchen mit Happy End, sondern Erzählungen voller Stolpersteine, Rückschläge und kleiner Siege, von denen sie trotz Ihres zarten Alters wohl schon so einige erlebt hat. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde ich durch einen emotionalen Dschungel wandern – es gibt Dornen und Gestrüpp, aber auch immer wieder Lichtungen, in denen man tief durchatmen kann. Ihre Texte lassen keinen Zweifel daran, dass Lola weiß, wovon sie singt. Sie malt Bilder mit Worten, die so lebendig sind, dass man die Szenen fast vor sich sieht.

Ein Beispiel gefällig? Nehmen wir „3rd of Jan“. Über diesen Song bin ich gestolpert und so überhaupt erst auf Lola Young gestoßen. Er hat diese faszinierende Atmosphäre, die mich an Amy Winehouse erinnert hat. Es ist fast, als wäre es ein Coversong, so sehr trifft er den Geist und das Gefühl von Amy, und doch ist es Lolas ganz eigenes Werk. Ein großartiger Einstieg in ihre Welt, die so viel Tiefe und Emotion bietet.

Dann ist da „Wish You Were Dead“, ein Song, der mit seiner dunklen, fast bitteren Thematik direkt ins Mark trifft. Die Art, wie Lola über den Schmerz singt, den eine toxische Beziehung hinterlassen kann, ist ebenso verstörend wie kraftvoll. Es ist diese schonungslose Ehrlichkeit, die mich immer wieder fasziniert.

Die Magie der Stimme – Mehr als nur Musik

Aber es sind nicht nur die Texte, die mich so begeistern – es ist diese unfassbare Stimme, die man nicht ignorieren kann. Sie hat eine Klarheit, die manchmal an einem Spiegel gleicht, in dem man seine eigenen Emotionen reflektiert sieht. Und dann, ganz unerwartet, kommt ein Moment der Schärfe, ein Bruch in der Stimme, der dich innehalten lässt. Es ist, als würde sie dir direkt ins Herz singen, als würde sie eine Saite in dir anschlagen, die du längst vergessen hast.

Lola Young schafft es, diese zerbrechliche Stärke perfekt auszubalancieren. Ihre Stimme ist kraftvoll, aber nie überheblich; zerbrechlich, aber nie schwach. Es ist, als würde sie mit jedem Ton ein Stück ihrer Seele preisgeben, ohne dabei jemals die Kontrolle zu verlieren. Das ist es, was sie so besonders macht: Diese Kombination aus emotionaler Ehrlichkeit und musikalischer Präzision.

Ich habe selten eine Künstlerin erlebt, die so mühelos zwischen diesen beiden Polen wechseln kann. Lola jongliert mit Emotionen, als wären sie greifbare Dinge, die sie in ihren Händen formt und gestaltet. Und wir als Zuhörer? Wir sind die Zeugen dieses kreativen Prozesses, der uns staunend zurücklässt.

Lola Youngs Klangwelt: Neo-Soul trifft auf moderne Emotionalität

Klare Genre-Einstufungen von Künstlern waren noch nie einfach und sind heute bei vielen kaum noch möglich. Zu vielfältig sind die Inspirationen, die in ihre Musik einfließen. Ich würde sagen Lola Young bewegt sich stilistisch im Spannungsfeld zwischen Neo-Soul, R&B und Indie-Pop.

Ihre Musik trägt die markanten Merkmale eines tief verwurzelten Soul, gepaart mit modernen Elementen, die sie fest in der heutigen Musikwelt verankern. Ihr Klang erinnert an die rohe Emotionalität und Intensität, die man auch bei Künstlerinnen wie Amy Winehouse**,** Beth Gibbons ****von Portishead oder Alison Goldfrapp findet. Amy Winehouse, bekannt für ihre kraftvolle und gleichzeitig verletzliche Stimme, hat das moderne Soul-Genre geprägt und ebnete den Weg für Künstlerinnen wie Lola Young. Beth Gibbons’ melancholische, eindringliche Stimme prägte den Trip-Hop-Sound von Portishead, während Alison Goldfrapp mit ihrer stimmlichen Vielseitigkeit und elektronischen Experimenten beeindruckt.

Lola Young bringt eine ähnliche Tiefe und emotionale Ehrlichkeit in ihre Musik ein, wie es auch Shara Nelson für Massive Attack auf deren Album Blue Lines tat. All diese Künstlerinnen teilen eine ähnliche Tiefe in ihren Texten und eine Ausdruckskraft in ihrer Stimme, die die Grenzen zwischen den Genres fließend macht.

Lola Young fügt diesem Erbe eine frische, moderne Perspektive hinzu und bewegt sich dabei gekonnt zwischen den Einflüssen der Vergangenheit und der Gegenwart. Wer die Ehrlichkeit und die emotionale Wucht der Texte schätzt, wird in Lola Young eine Musikerin finden, die in ihrer Musik die Seele ungeschönt offenlegt.

Meine persönlichen Lieblingssongs von Lola Young

Wie könnte ich euch nun entlassen, ohne euch eine Liste meiner aktuellen Lieblingssongs von Lola Young mitzugeben? Hier sind die Titel, die meiner Meinung nach in keiner Playlist fehlen sollten:

  1. „3rd of Jan“ – Der Song, der mich auf Lola Young aufmerksam gemacht hat, erinnert mich stark an Amy Winehouse, und das auf die beste Weise.
  2. „Wish You Were Dead“ – Ein kraftvolles, düsteres Stück, das unter die Haut geht.
  3. „Blind Love“ – Eine emotionale Achterbahnfahrt, die in den Tiefen der Seele endet.
  4. „Grey and Lilac“ – Ein melancholischer Song mit poetischer Tiefe.
  5. „Revolve Around You“ – Ein Song über das Drehen und Wenden in Beziehungen, der mich immer wieder in seinen Bann zieht.
  6. „Big Brown Eyes“ – Eine sanfte, fast nostalgische Hymne an die Vergangenheit.
  7. „Conceited“ – Ein Statement voller Selbstbewusstsein und Stärke.

Ich bin gespannt, ob auch ihr von Lola Young so gefesselt seid wie ich. Lasst euch auf ihre Musik ein, und vielleicht findet ihr in ihren Texten und Melodien eine Reflexion eurer eigenen Gedanken und Gefühle. Eines ist sicher: Wenn ihr sie einmal in euer Herz geschlossen habt, wird sie dort so schnell nicht mehr herauszukriegen sein.

Und ein kleiner Tipp: Hört euch die Texte bewusst an, auch wenn sie an manchen Stellen rau klingen mögen. Es lohnt sich, denn in jeder Zeile steckt eine ungeschminkte Wahrheit, die direkt ins Herz geht. In diesem Sinne, macht es euch gemütlich, dreht die Lautstärke auf und lasst euch von Lola Young in ihre Welt entführen. Es ist eine Reise, die sich lohnt – und wer weiß, vielleicht sehen wir uns dort.

Harald Vogl
Pupinko Gründer